Eigentlich wollten wir die BUGA in Erfurt besuchen, aber bei der Annäherung an das Ausstellungsgelände im ega-Park sahen wir nacheinander einen wegen Überfüllung geschlossenen Parkplatz, Menschentrauben vor den Eingängen und von Reisebussen herbeiströmende weitere Hundertschaften. So viel drangvolle Enge schreckte uns ab, zumal in Zeiten von COVID. Also gleich weiter nach Weimar!
Archiv des Autors: B_B
Ansichten vom Niederrhein (III)
Der Tag vor der Abreise soll ohne fest geplante Ziele verlaufen. In der Rückschau erweist sich jedoch meist, dass man Orte die angesteuert hat, die man immer aufsucht: das Senflädchen, den Kultbäcker Hinkel, den Arganölimporteur am Karlsplatz und nach dem Besuch des dortigen Markts mit Produkten niederrheinischer Bauern das Café de Bretagne mit seinen Fischspezialitäten.
Ansichten vom Niederrhein (II)
Haben die deutschen Stämme unterschiedliche Mentalitäten? Gibt es den sturen Westfalen, den fleißigen, zugleich behäbigen Schwaben, den wortkargen, abweisenden Märker, den fröhlichen Rheinländer wirklich? Und haben sich diese landschaftlich geprägten Sinnesarten erhalten, gibt es Restbestände, welchen Veränderungen unterliegen sie? Die subjektive Empirie von Reisenden, sofern aufgezeichnet, gesammelt und von Sozialgeschichtlern ausgewertet wird später Antworten geben können.
Ansichten vom Niederrhein
„Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön, und wenn man in der Ferne an sie denkt und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zumute. Ich bin dort geboren, und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen.“ Heinrich Heine
Wenn man in seine Heimatstadt kommt, die man vor Jahrzehnten als Wohnsitz aufgegeben, danach aber häufig besucht hat, sind die Sinne bei jeder neuen Annäherung auf Verändertes ebenso gerichtet, wie auf das in der Jugend Gekannte. Wer also Düsseldorf oder jeden beliebigen bedeutsamen Ort wiedersieht, arbeitet an seinem Lebenskontext. Vielleicht kann der ortskundige zeitweilige Heimkehrer sich mit besserem Gewissen durch die Stadt treiben lassen als der neugierige Tourist, der er aber auch ist und bleibt.
D-dorfer Moderne
Schon klar: die längste Theke der Welt, Karneval, Shoppen auf der Kö – es gibt viele Gründe, nach Düsseldorf zu fahren. Dass moderne Architektur die Stadt prägt, mag sich bisher weniger herumgesprochen haben. Berliner Kleingeistern, die mit gerasterten Fassaden und einheitlichen Traufhöhen zufrieden sind, sei eine Besichtigung dringend empfohlen. Weiterlesen
Kupferstolz oder Lebensquell?
Aron Hirsch aus Finow hatte eine Idee: Auswanderungswillige Deutsche sollten im Frachtgepäck Fertighäuser für ihre neue Heimat mitnehmen können, aus Kupferblech gefertigt und somit von geringem Eigengewicht. Verpackt in jeweils 34 Einzelpakete wurden tatsächlich 14 Häuser nach Palästina verschifft. In Haifa haben drei davon unbeschadet die Zeiten und das mediterrane Klima überdauert.
Impftourismus
Wenn ein Städtchen an einem Fluss namens Schwarze Elster liegt, ist das Hauptmotiv des Stadtwappens offensichtlich. Elsterwerda, einstmals eine Insel in einem Sumpfgebiet, aber auch ein Handelsplatz, wie der sorbische Name Wikow nahelegt, liegt nur 50 km von Dresden entfernt, gehört aber gerade noch zu Brandenburg. Auf unserem Spaziergang vom Bahnhof zum Fluss sahen wir höchstens ein Dutzend Einwohner, was natürlich der Pandemie geschuldet war, denn bei einer Inzidenz über 100 war außer den Bäckereien, dem Metzger und der Sparkasse alles geschlossen.
Der Jäger des Verlorenen
Die Schatzkammer verbirgt sich im Gartenhäuschen. Wolfgang Wick geht voran und wir sind erst einmal sprachlos angesichts der Überfülle an Gegenständen, Büchern und Krimskrams, die sich auf Tischen und in Regalen stapeln. Drei Jahrzehnte hat der Sammler die Bestände zusammengetragen, Erzeugnisse aus der Lebenswelt der DDR.
Mich brennt´s in meinen Reiseschuh´n
Mich brennt´s in meinen Reiseschuh´n
fort mit der Zeit zu schreiten
was wollen wir agieren nun
vor soviel klugen Leuten
Ein Europäer aus Łόdż
„Ich lag im Krankenzimmer, und die Schwestern brachten mir Bücher, von Lermontow zum Beispiel. Ein Jahr lang lernte ich an Lermontow und Puschkin die kyrillische Schrift und die russische Sprache. Die Wachmänner baten mich anschließend, für sie Liebesbriefe zu verfassen, weil ich wie Puschkin schrieb.“ Karl Dedecius
Gerade in Zeiten eines zunehmenden Autoritarismus in Europa muss an einen großen Literaturvermittler, Brückenbauer, Büchermacher, Kulturfunktionär und gebildeten literarischen Übersetzer erinnert werden: Karl Dedecius. Dass 2016 die Nachricht seines Todes im 95. Lebensjahr selbst bei Kulturjournalisten nicht gebührend kommentiert wurde, will allerdings fast stimmig erscheinen. Denn der unermüdlich Arbeitende wurzelte in Verhältnissen, in denen ständige Selbstvermarktung und mediale Präsenz nicht oberstes Gebot waren.