Schneeglöckchen in Uebigau

Obwohl das Wetter ganz und gar nicht den Voraussagen entsprach und der Tag wegen der Nachrichtenlage auch nicht für einen Ausflug geeignet erschien, machten wir uns heute auf den Weg nach Uebigau im Elbe-Elster-Land, nicht zu verwechseln mit Übigau, einem Stadtteil von Dresden. Wir waren durch einen Zeitschriftenartikel auf den Schneeglöckchen-Park aufmerksam geworden und wollten uns das nur von Mitte Februar bis Mitte März währende Schauspiel nicht entgehen lassen. Vor Ort traf man auf Gleichgesinnte, mit denen man sich über die jeweilige Motivation austauschen konnte.

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Kupferstolz oder Lebensquell?

Aron Hirsch aus Finow hatte eine Idee: Auswanderungswillige Deutsche sollten im Frachtgepäck Fertighäuser für ihre neue Heimat mitnehmen können, aus Kupferblech gefertigt und somit  von geringem Eigengewicht. Verpackt in jeweils 34 Einzelpakete wurden tatsächlich 14 Häuser nach Palästina verschifft. In Haifa haben drei davon unbeschadet die Zeiten und das mediterrane Klima überdauert.

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Impftourismus

Wenn ein Städtchen an einem Fluss namens Schwarze Elster liegt, ist das Hauptmotiv des Stadtwappens offensichtlich. Elsterwerda, einstmals eine Insel in einem Sumpfgebiet, aber auch ein Handelsplatz, wie der sorbische Name Wikow nahelegt, liegt nur 50 km von Dresden entfernt, gehört aber gerade noch zu Brandenburg. Auf unserem Spaziergang vom Bahnhof zum Fluss sahen wir höchstens ein Dutzend Einwohner, was natürlich der Pandemie geschuldet war, denn bei einer Inzidenz über 100 war außer den Bäckereien, dem Metzger und der Sparkasse alles geschlossen.

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Der Jäger des Verlorenen

Die Schatzkammer verbirgt sich im Gartenhäuschen. Wolfgang Wick geht voran und wir sind erst einmal sprachlos angesichts der Überfülle an Gegenständen, Büchern und Krimskrams, die sich auf Tischen und in Regalen stapeln. Drei Jahrzehnte hat der Sammler die Bestände zusammengetragen, Erzeugnisse aus der Lebenswelt der DDR.

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BER: groß, schön, leer

Der heutige Tag bot die letzte Gelegenheit, vor dem Lockdown noch einmal weiter als bis zum nächsten Edeka-Markt zu gelangen. Also auf zum Ort der Sehnsüchte, dem Tempel der Reisenden, dem Sprungbrett in die Ferne! Wir fliegen zwar nicht, aber angucken wollten wir uns den neuen Flughafen schon.Nun heißt er nach Willy Brandt, obwohl seinerzeit die CDU Marlene Dietrich oder Albert Einstein präferierte, wohingegen die Grünen den Tegeler Otto Lilienthal behalten wollten. Das gewünschte Kürzel BBI (Berlin Brandenburg International) ließ sich nicht durchsetzen, da es bereits an den indischen Flughafen Bhubaneswar vergeben war. Hier ein paar Impressionen von unserem Besuch:

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Brandenburger Barock

Wer die Kirche Mariä Himmelfahrt in Neuzelle betritt, glaubt angesichts der prächtigen Ausstattung, sich in Bayern oder Österreich zu befinden, ist aber gerade einmal 6 km von Eisenhüttenstadt entfernt. Neben dem Ruhm, das nördlichste Zeugnis süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa zu sein, kann das Stift mit einer weiteren Sensation aufwarten: Seit 2017 leben hier wieder Mönche, zur Zeit sechs, von ihrem Mutterkloster Stift Heiligenkreuz in Österreich entsandt. Vorerst leben sie in einer Art WG im Pfarrhaus, aber ein Klosterneubau ist bereits angefangen. Und das im Gebiet der ehemaligen DDR, der mit Abstand gottesfernsten Region der Welt! Wer einmal Der Name der Rose von Umberto Eco gelesen hat (in den 80er Jahren als Raubdruck in Westberliner Kneipen verscherbelt), weiß, dass Mönche Stundengebete singen, und das tun sie auch hier, unsichtbar, von der Empore herab. Es beginnt um fünf Uhr früh mit den Vigilien und endet um 19.45 Uhr mit dem Komplet. Wir waren zur 30-minütigen Vesper um 18 Uhr da. Der freundliche Bruder, der die neugierigen Touristen anspricht, empfiehlt einen Platz im hinteren Kirchenteil, da sitze man etwas weniger unbequem, und reicht ein Buch mit den Texten der Stundengebete, zum Mitlesen, lateinisch und deutsch. Eine Hörprobe findet sich hier.

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Wo der Stahl gehärtet wird

„Und ab 1975 hatten wir hier Kabelfernsehen“, sagt Herr Harz, der Wert darauf legt, dass er sich nicht mit „tz“ schreibt, „ARD, ZDF, NDR 3, DDR1 und 2“. Er führt uns durch die Wohnsiedlung 1, erbaut für die Stahlarbeiter einer Stadt, die noch gar keinen Namen hatte. Unter dem Motto „Stahl, Brot, Frieden“ als sozialistische Planstadt errichtet, war sie ab 1953 Stalinstadt – für acht Jahre. Weitere Siedlungen entstanden, zunächst mit Zweiraumwohnungen von 45 qm. Die Gebäudekomplexe haben schlichte Fassaden, vermitteln aber durch vor- und zurückgesetzte Teilabschnitte nicht den Blockcharakter der späteren Plattenbauweise. Hochwertiges Material wurde verarbeitet: Haustüren und Einfahrten sind mit rotem Sandstein umrandet, Dächer mit Schieferplatten gedeckt, Fassadenbilder aus Meißner Porzellan gefertigt. In den Wohnsiedlungen 2 und 3 wird – fern jeglicher Bauhausästhetik – der Wille zum Ornament deutlicher: verschnörkelte Balkongitter, Stuckrosetten, Veranden im Fachwerkstil und  Reliefs mit figürlichen Darstellungen verschönern Fassaden. Die handwerklich meisterhafte Ausführung dieser „Kunst am Bau“ betont Herr Harz nicht ohne Stolz.

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Gräber

Im traurigen Monat November war’s… fühlte sich aber an wie ein goldener Oktober. 14 Grad waren angekündigt, aber am frühen Morgen ahnte man doch schon winterliche Temperaturen. Unsere erste Station war der Waldfriedhof in Halbe, dessen Vorgeschichte im Eingangsbereich auf Bild- und Texttafeln dargestellt wird.

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Halbe Welt

Halbe mag manchem als Ort der so genannten Kesselschlacht zwischen dem 24. und 28. April 1945, die etwa 60 000Todesopfer forderte, ein Begriff sein. Viele der deutschen und sowjetischen Opfer wurden auf dem Waldfriedhof Halbe beigesetzt. Hier ruhen aber auch hingerichtete Deserteure der Wehrmacht, Zwangsarbeiter und Verstorbene aus dem sowjetischen Speziallager Ketschendorf. Seit 1990 gab es jeweils am Volkstrauertag Aufmärsche von Alt- und Neonazis in Halbe, bis 2006 das Versammlungsrecht auf Friedhöfen eingeschränkt wurde.

Inzwischen hat der Ort eine Sehenswürdigkeit ganz anderer Art aufzubieten: den Kaiserbahnhof, wo am letzten Sonntag die Ausstellung Halbe Welt eröffnet wurde. In der Region ansässige Künstler und Künstlerinnen haben zum Thema Krieg und Frieden Bilder, Objekte und Fotos bereitgestellt, die im alten Bahnhofsgebäude (neben dem Kaiserbahnhof), das in Zukunft einmal zum Esperantozentrum werden soll, ausgestellt werden. Noch sind die Räume erst provisorisch hergerichtet.

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Uckermärkisches Intermezzo

Zu Besuch bei Freunden in Lunow. Erst einmal K.‘s wunderbaren Garten besichtigen; hier gibt es 78 Tomatensorten zu bestaunen und zu verkosten. Besonders aromatisch ist die helle Snowball; sehr hübsch anzusehen die gelbe Citrina, einer der Lieblinge der Gärtnerin ist Ochsenherz Findling. Allerdings hat sie in diesem Jahr einige Verluste durch die Braunfäule hinnehmen müssen. Insekten aller Art fühlen sich in diesem Garten wohl, auch Eidechsen und sonstiges Getier.

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