Barock und Bauhaus – mährische Weltkultur

Café ERA: Wendeltreppe von Josef Kranz (1927)

Wer von einer Sache sagt, das seien böhmische Dörfer für ihn, meint, dass ihm etwas unverständlich oder fremd ist. Die Redewendung, die die Jahrhunderte überdauert hat, stammt aus der Epoche des Habsburgerreichs, als die deutschsprachige Bevölkerung, wenn sie aufs Land fuhr, wo die tschechisch (=böhmisch) Sprechenden in der Mehrheit waren, nichts mehr verstand. Wer heutzutage davon erzählt, dass er mährische Städte bereist habe, erntet manchmal ein ähnliches Unverständnis.

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Auf den Spuren Kafkas in Prag

„Prag lässt nicht los. Dieses Mütterchen hat Krallen“, schrieb Franz Kafka als 19-Jähriger. Sehr oft hat er in seinem kurzen Leben (1883-1924) die Heimatstadt nicht verlassen. Er begab sich auf Dienst- und Bildungsreisen, suchte wegen seiner Lungentuberkulose mehrfach Sanatorien auf und hielt es immerhin ein halbes Jahr in Berlin aus.

Obwohl es vermessen klingt, könnten wir uns seiner Aussage anschließen. Natürlich waren wir schon in Prag, 1971 zum Jahreswechsel, und dann wieder in einer gewandelten Atmosphäre 2002. Abermals sind einige Jahre verstrichen, die Uniformierung des europäischen Lebensstils, die sich in den Einkaufspassagen und Essgewohnheiten abbildet, ist weiter vorangeschritten, aber davon bleiben die Prachtbauten der Jahrhundertwende, der Reichtum des jüdischen Erbes, die Reminiszenzen an Künstler und Schriftsteller unberührt. Folgen wir also Kafkas Spuren und sehen, was aus seiner Lebenswelt heute noch auffindbar ist. Weiterlesen