
Friedhöfe ziehen Touristen an, wenn die Gräber Überreste verblichener Zelebritäten beherbergen. Auf dem Cimetière Père Lachaise gibt es den mit zahllosen knallroten Kussspuren seiner Verehrer fast gänzlich übermalten Stein Oscar Wildes. Chopin liegt auch hier und zieht noch immer Verehrerinnen in seinen Bann. Das Philosophenduo De Beauvoir und Sartre erwartet seine Fans am Nordausgang des Cimetière du Montparnasse. Die Liegestätte ist von Hunderten Zigarettenkippen übersät, vielleicht als Hommage an die leidenschaftlichen Raucher? Leser Heinrich Heines finden dessen Grab auf dem Cimètiere de Montmartre, wo er zusammen mit seiner Frau im katholischen Sektor des Friedhofs ruht.

Butterfly ist nicht die Frau, die sich verliebt, von einem gewissenlosen Amerikaner geschwängert und verlassen wird, die später das Kind abgeben muss und sich vor Kummer umbringt. Diese Geschichte enthält zu viele Projektionen sentimentaler Europäer, die um romantische Liebe, Sehnsucht und Enttäuschung kreisen.
Mit der U-Bahn-Linie 4 geht es hinaus nach Döbling, in den am Donaukanal gelegenen 19. Gemeindebezirk. Die Endhaltestelle heißt Heiligenstadt, (Mitlesende Musiklehrer denken jetzt natürlich an Beethovens Heiligenstädter Testament). Beim Verlassen des Bahnhofs steht man vor einem gewaltigen Gebäuderiegel, dessen Schauseite freilich erst nach dem Durchschreiten eines Durchgangs sichtbar wird. Karl-Marx-Hof lautet die Bezeichnung der Anlage, in großen roten Buchstaben an der sandfarbenen Fassade auch von weitem gut zu lesen. Nach dreijähriger Bauzeit wurde der 1,2 km lange Monumentalbau 1930 eröffnet. Es war ein Denkmal, das sich die regierenden Sozialdemokraten setzten, wurde zur Ikone des Austromarxismus.Sechs rote Türme mit Fahnenmasten, in der Fachsprache Risalite, die jeweils durch große Torbögen die Verbindung zwischen Straße und Ehrenhof herstellen, akzentuieren die Fassade. In den dreißiger Jahren benutzten jedes Wochenende etwa 40 000 Fußballfans die Durchgänge, um zum Stadion Auf der Hohen Warte zu gelangen. Zeitgenössische Kritiker verwiesen indes darauf, dass das repräsentative Äußere im Widerspruch zur Ausstattung stand. Die rund 5000 Menschen, die in den 1382 Wohnungen lebten, hatten meist nur Zimmer/Küche/Kammer.
In Zeiten, da das papierlose Büro, die kreidefreie Smartboard-Schule, die digitale Zeitungslektüre alltäglich werden und die Druckerzeugnisse der Gutenberg-Zeitalters von der Turing-Galaxie in ihr digitales Archiv übernommen werden, soll hier an Karl Kraus erinnert werden: Moralist, Berserker, Sprachkünstler, Sprachdiener, Sprachkritiker.
Auf der Terrasse der Wiener Staatsoper. Es ist der 7. September 2020, kurz vor sieben. Nach sechsmonatiger Schließung, der längsten in Friedenszeiten jemals vorgekommenen, findet die Wiedereröffnung mit einer Premiere von „Madama Butterfly“ statt.
Halbe mag manchem als Ort der so genannten Kesselschlacht zwischen dem 24. und 28. April 1945, die etwa 60 000Todesopfer forderte, ein Begriff sein. Viele der deutschen und sowjetischen Opfer wurden auf dem Waldfriedhof Halbe beigesetzt. Hier ruhen aber auch hingerichtete Deserteure der Wehrmacht, Zwangsarbeiter und Verstorbene aus dem sowjetischen Speziallager Ketschendorf. Seit 1990 gab es jeweils am Volkstrauertag Aufmärsche von Alt- und Neonazis in Halbe, bis 2006 das Versammlungsrecht auf Friedhöfen eingeschränkt wurde.
Zu Besuch bei Freunden in Lunow. Erst einmal K.‘s wunderbaren Garten besichtigen; hier gibt es 78 Tomatensorten zu bestaunen und zu verkosten. Besonders aromatisch ist die helle Snowball; sehr hübsch anzusehen die gelbe Citrina, einer der Lieblinge der Gärtnerin ist Ochsenherz Findling. Allerdings hat sie in diesem Jahr einige Verluste durch die Braunfäule hinnehmen müssen. Insekten aller Art fühlen sich in diesem Garten wohl, auch Eidechsen und sonstiges Getier.
An Denkmälern für Friedrich II. fehlt es nicht, vom monumentalen Reiterstandbild Unter den Linden, das den Feldherrn und Herrscher in Uniform und Hermelin zeigt, bis zur Statue auf dem Friedrichshagener Marktplatz, die daran erinnert, dass der König das Kolonistendorf Friedrichsgnaden (!) für Baumwollspinner aus Böhmen und Schlesien gründen ließ.