Der Tod ist für mich nichts Außergewöhnliches. Ich red‘ ja über das Sterben wie ein anderer über eine Semmel. (Thomas Bernhard)

Friedhöfe ziehen Touristen an, wenn die Gräber Überreste verblichener Zelebritäten beherbergen. Auf dem Cimetière Père Lachaise gibt es den mit zahllosen knallroten Kussspuren seiner Verehrer fast gänzlich übermalten Stein Oscar Wildes. Chopin liegt auch hier und zieht noch immer Verehrerinnen in seinen Bann. Das Philosophenduo De Beauvoir und Sartre erwartet seine Fans am Nordausgang des Cimetière du Montparnasse. Die Liegestätte ist von Hunderten Zigarettenkippen übersät, vielleicht als Hommage an die leidenschaftlichen Raucher? Leser Heinrich Heines finden dessen Grab auf dem Cimètiere de Montmartre, wo er zusammen mit seiner Frau im katholischen Sektor des Friedhofs ruht.

In Wien wiederum ist der weitläufige Zentralfriedhof der Magnet für jene Besucher, die den österreichisch-habsburgischen Größen der Kulturgeschichte ihre Bewunderung nachtragen wollen. Hier findet sich das modernistisch-pompöse Grab des Sängers Falco, auf dem immer irgendwelche originelle Devotionalien abgelegt werden. Auch Karl Kraus hat auf dem Zentralfriedhof seinen Grabstein, er ist von geradezu provozierender Schlichtheit, hellgrau und nur mit dem erhabenen Namen in Versalien versehen. Die mit Abstand meisten Ehrengräber der Stadt Wien finden sich natürlich auf dem Zentralfriedhof.

Aber es gibt auch letzte Ruhestätten auf kleineren städtischen und außerstädtischen Grabanlagen, etwa in Grinzing. Gustav Mahler, Heimito von Doderer liegen hier. Auch Thomas Bernhardt wollte hier bestattet werden, neben seinem „Lebensmenschen“ Hedwig Stavianicek. Ein Ehrengrab der Stadt Wien hat er sich verbeten. Seine Weltsicht klingt vielleicht in folgendem Zitat an: Es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt.

Der November ist der Elegiker unter den Monaten.  An Allerheiligen, Allerseelen, dem Volkstrauertag, dem Totensonntag, dem Buß- und Bettag, aber auch am Tag der abgründigen „Reichskristallnacht“ haben wir reichlich Anlass der Toten zu gedenken.

 

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