Wer die Kirche Mariä Himmelfahrt in Neuzelle betritt, glaubt angesichts der prächtigen Ausstattung, sich in Bayern oder Österreich zu befinden, ist aber gerade einmal 6 km von Eisenhüttenstadt entfernt. Neben dem Ruhm, das nördlichste Zeugnis süddeutschen und böhmischen Barocks in Europa zu sein, kann das Stift mit einer weiteren Sensation aufwarten: Seit 2017 leben hier wieder Mönche, zur Zeit sechs, von ihrem Mutterkloster Stift Heiligenkreuz in Österreich entsandt. Vorerst leben sie in einer Art WG im Pfarrhaus, aber ein Klosterneubau ist bereits angefangen. Und das im Gebiet der ehemaligen DDR, der mit Abstand gottesfernsten Region der Welt! Wer einmal Der Name der Rose von Umberto Eco gelesen hat (in den 80er Jahren als Raubdruck in Westberliner Kneipen verscherbelt), weiß, dass Mönche Stundengebete singen, und das tun sie auch hier, unsichtbar, von der Empore herab. Es beginnt um fünf Uhr früh mit den Vigilien und endet um 19.45 Uhr mit dem Komplet. Wir waren zur 30-minütigen Vesper um 18 Uhr da. Der freundliche Bruder, der die neugierigen Touristen anspricht, empfiehlt einen Platz im hinteren Kirchenteil, da sitze man etwas weniger unbequem, und reicht ein Buch mit den Texten der Stundengebete, zum Mitlesen, lateinisch und deutsch. Eine Hörprobe findet sich hier.
Brandenburger Barock
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