Wo der Stahl gehärtet wird

„Und ab 1975 hatten wir hier Kabelfernsehen“, sagt Herr Harz, der Wert darauf legt, dass er sich nicht mit „tz“ schreibt, „ARD, ZDF, NDR 3, DDR1 und 2“. Er führt uns durch die Wohnsiedlung 1, erbaut für die Stahlarbeiter einer Stadt, die noch gar keinen Namen hatte. Unter dem Motto „Stahl, Brot, Frieden“ als sozialistische Planstadt errichtet, war sie ab 1953 Stalinstadt – für acht Jahre. Weitere Siedlungen entstanden, zunächst mit Zweiraumwohnungen von 45 qm. Die Gebäudekomplexe haben schlichte Fassaden, vermitteln aber durch vor- und zurückgesetzte Teilabschnitte nicht den Blockcharakter der späteren Plattenbauweise. Hochwertiges Material wurde verarbeitet: Haustüren und Einfahrten sind mit rotem Sandstein umrandet, Dächer mit Schieferplatten gedeckt, Fassadenbilder aus Meißner Porzellan gefertigt. In den Wohnsiedlungen 2 und 3 wird – fern jeglicher Bauhausästhetik – der Wille zum Ornament deutlicher: verschnörkelte Balkongitter, Stuckrosetten, Veranden im Fachwerkstil und  Reliefs mit figürlichen Darstellungen verschönern Fassaden. Die handwerklich meisterhafte Ausführung dieser „Kunst am Bau“ betont Herr Harz nicht ohne Stolz.

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Gräber

Im traurigen Monat November war’s… fühlte sich aber an wie ein goldener Oktober. 14 Grad waren angekündigt, aber am frühen Morgen ahnte man doch schon winterliche Temperaturen. Unsere erste Station war der Waldfriedhof in Halbe, dessen Vorgeschichte im Eingangsbereich auf Bild- und Texttafeln dargestellt wird.

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Der Tod ist für mich nichts Außergewöhnliches. Ich red‘ ja über das Sterben wie ein anderer über eine Semmel. (Thomas Bernhard)

Friedhöfe ziehen Touristen an, wenn die Gräber Überreste verblichener Zelebritäten beherbergen. Auf dem Cimetière Père Lachaise gibt es den mit zahllosen knallroten Kussspuren seiner Verehrer fast gänzlich übermalten Stein Oscar Wildes. Chopin liegt auch hier und zieht noch immer Verehrerinnen in seinen Bann. Das Philosophenduo De Beauvoir und Sartre erwartet seine Fans am Nordausgang des Cimetière du Montparnasse. Die Liegestätte ist von Hunderten Zigarettenkippen übersät, vielleicht als Hommage an die leidenschaftlichen Raucher? Leser Heinrich Heines finden dessen Grab auf dem Cimètiere de Montmartre, wo er zusammen mit seiner Frau im katholischen Sektor des Friedhofs ruht.

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