Die sogenannten runden Geburtstage werden oft besonders aufwendig gefeiert. Ähnliches passiert bei Jahrestagen Jubiläen, wenn genau ein, zwei, drei … Dekaden nach dem zu erinnernden Datum verstrichen sind. Während bei Geburtstagen die Reden im privaten Kreis verbleiben, wird das historisch bedeutsame Ereignis öffentlich schon gewürdigt, wenn es sich nähert. So auch aus Anlass der Grenzöffnung im November 1989.
Die Medien schreiben Essayistisches, publizieren Erfahrungsberichte, lassen Kommentatoren gewichtige politische Einschätzungen formulieren. Das Feuilleton berichtet über Diskussionsveranstaltungen mit Intellektuellen und würdigt themenbezogene Ausstellungen.
In diesem Jahr boten einige Kunstmuseen Schauen zur „Kunst der DDR“ an. Das Museum Barberini hatte bereits im Frühjahr seine Sammlung von „DDR-Kunst“ präsentiert: umfangreich und gut didaktisch aufbereitet.
Zudem bot der Kunstpalast Düsseldorf eine anregende Übersicht unter dem Titel „Untergang & Utopie“. In einer Einführung hieß es, man wolle durch die Auswahl der Künstler (neben den Größen Mattheuer und Heisig auch Penck und Schleime) dem jüngeren Westpublikum vermitteln, dass es im Osten nicht allein politisch belasteten Realismus gegeben habe.
Schließlich konnte man sich im Museum der Bildenden Künste in Leipzig einen Eindruck verschaffen, wie Künstler den Mauerfall erlebt und künstlerisch verarbeitet haben. Eine interessante Ausstellung, die zeitgemäßer als die anderen konzipiert ist und sich nicht auf Malerei beschränkt. Der Titel: „Point of No Return“.
Unsere Auswahl der Bilder und Installationen:
Seine Installation Auswildern erklärt der Künstler Sighard Gille so:
„Die Idee kam mir während der verrückten Zeit der Wende. Ein Volk wurde 40 Jahre daran gehindert sich frei zu bewegen, sich frei zu informieren, der Staat gab Verhaltensregeln sowie Moral und Lebensweisen vor. Der Versuch, das Land zu verlassen, wurde mit Gefängnis bestraft. So drängte sich mir die Parallele des Auswilderns bei Tieren auf, die in Gefangenschaft aufgezogen und später in die Wildnis entlassen werden, wo sie sich in Freiheit entfalten sollen und können. Die Bürger der DDR fanden sich beim Fall der Mauer schlagartig in einem anderen System, in der großen weiten Welt wieder. Das Denken und Handeln im Kollektiv war vorbei; jetzt hieß es Vom Wir zum Ich.Meine Figuren an den Seilen sind symbolisch gemeint für das Besinnen auf die eigenen Kräfte. Es gab dann auch diese Ich-AG-Kampagne. Ehrgeizige, schnelle und schlaue Typen finden sich gut zurecht, sind im oberen Bereich, anderen fällt es schwerer, wieder andere werden abgehängt, noch andere wollen nicht, ziehen sich zurück oder verpuppen sich.“