Wandern an der Riviera di Levante (1)

Unsere erste Wanderung führte uns von dem Städtchen Portofino zur Abtei von San Fruttuoso. Von unserem Standort Rapallo aus fuhren wir wie zahlreiche andere Touristen  mit dem Boot hinüber, kamen an einigen imposanten Yachten vorbei und bewunderten den idyllischen Hafen des einst wegen seiner Prominentendichte weltbekannten Ortes. Doch wie der Presse zu entnehmen war, wurde der Oligarch Eduard Chudainatow, ehemaliger Chef des russischen Energieriesen Rosneft, nicht mehr gesehen, seit seine Villa Altachiara (im Foto ganz oben auf dem Hügel) vom italienischen Staat beschlagnahmt wurde. Berühmtheiten früherer Jahrzehnte haben Spuren hinterlassen, seien es Bauwerke (das Castello di San Giorgio des „Sektbarons“ Alfons Mumm) oder Gedenktafeln (z. B. für Guy de Maupassant). Weltberühmt wurde Portofrei indes durch Schlager („Love in Portofino“) und Filme („Come September“ mit Gina Lollobrigida und Rock Hudson 1961). Später wurde die malerische Kulisse auch einmal in den Universal Studios in Florida nachgebaut, um die Soap-Opera „The Bold and the Beautiful“ angemessen zu bebildern.

Die Reisegruppen zerstreuten sich schnell, die Gleichgesinnten mit Rucksack und Wanderschuhen strebten zügig die Via Roma hinauf, wir gönnten uns erst einmal den teuersten Cappuccino unseres Lebens, bevor wir uns an den Aufstieg machten. Wenig motivierend und mühsam ging es zunächst einen Treppenweg hinauf, bis eine Höhe von etwa 200 Metern erreicht war. Bald zeigte sich, dass der Wanderweg nicht umsonst als einer der schönsten Liguriens gerühmt wird. Wunderbare Ausblicke auf Pinienwälder und das glitzernde Meer entschädigten für alle Anstrengungen. Ein Picknick-Platz lud zu einer Verschnaufpause ein. Nach einem relativ ebenen Wegverlauf, der an der Steilküste entlang führt, ungesichert ist und – wie es in den Wanderführern gern heißt – Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt, ging es dann an den anstrengenden Abstieg, über Steine und Wurzeln recht steil hinab. Erst hier begegneten uns andere Wanderer, darunter einige französische Gruppen, die den Pfad in umgekehrter Richtung begingen und so schnaufend den Aufstieg zu bewältigen hatten.

Als dann der Blick auf die Bucht von San Fruttuoso frei war, kam das Ziel in Sicht und der Schritt beschleunigte sich. Unten angekommen, stillte ein kaltes Menabrea in der Strandbar den Durst. Wir besichtigten die Abtei, deren Kirche zu den ältesten Liguriens gehört. Sie war einst im Besitz der legendären Familie Doria und auch deren in schwarz-weißem Marmor gestaltete Grablege. Der zweistöckige Kreuzgang zeigt Kapitelle mit frühromanischen und byzantinischen Stilelementen.

Das Schiff brachte uns nach Rapallo zurück. Eine Alternative wäre eine Rückkehr auf demselben Weg oder eine Fortsetzung der Wanderung nach Camogli gewesen. Auf Straßen erreicht man diesen ursprünglich einmal sehr einsamen Ort nicht.

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