Mangiamo!

Eines der größten Vergnügen des Reisenden kann es sein, in fremden Ländern essen zu gehen, zumal in Italien. Man sollte sich nicht unbedingt auf TripAdvisor verlassen, der gern Schnellimbisse und Eisdielen auf seiner Hitliste anführt, eben das, was die jungen Fans der Bewertungsszene gut finden. Wir verlassen uns teils auf das Bauchgefühl (!), nur selten auf Reiseführer, wenn es geht, auf die Empfehlung verlässlicher Freunde.

In Caserta allerdings siegte die Bequemlichkeit und nach einem Aperitivo im Gran Caffè Margherita auf der Piazza Dante, von dem man schon hätte satt werden können, denn zum Getränk wurden, wie hier am frühen Abend üblich, Chips und Gebäck gereicht, suchten wir unser Hotelrestaurant auf. Das Royal Caserta ist für Bahnreisende ideal, liegt unweit der Reggia und der Altstadt und bietet eine wirklich gute Küche. Zudem einen Oberkellner der alten Schule, den man sich von Thomas  Mann porträtiert gewünscht hätte. Während der Arbeitswoche war der Speisesaal von allein essenden Männern bevölkert, am langen Wochenende (Allerheiligen fiel auf den Montag) wimmelte es von jungen Familien mit Kleinkindern, die mehrere zusammengerückte Tische besetzten. Im Bild: Risotto nero (die Farbe wird mit Sepia-Tinte erzeugt).

In Neapel fiel auf, dass viele Lokale mit hoher touristischer Frequenz ganz auf gedruckte Speisekarten, Schiefertafeln o.ä. verzichteten und ihr Internet-Angebot per QR-Code abrufen ließen. (Wer kein Smartphone hat, muss hungrig bleiben; wer keinen Impfpass hat, im Kalten sitzen).

Hier verließen wir uns meist auf die Tipps von R. und M. Letzterer betreibt ein italienisches Restaurant in Berlin, hat Verwandtschaft auf Ischia und hält sich oft in der Region auf.

Natürlich muss man in Neapel Pizza essen! Ein längerer Spaziergang, zunächst durch das früher so idyllische Santa Lucia, dem Lungomare folgend am Castel dell’Ovo vorbei, durch die Grünanlage der Villa Communale führte nach Mergellina, wo das Grab des Vergil zwar nicht zugänglich war, dafür aber die Pizzeria 50 Kalò des Meisterkochs Ciro Salvo. Dieser hat übrigens auch eine Filiale in London. In dem unspektakulären Lokal wird zu sehr moderaten Preisen ( 5 – 9,50 €) eine sensationelle Pizza gebacken. Wir nahmen Gialla, Provola e Pepe bzw. Capricciosa Evoluta.

Eine spezielle Zubereitung des Teigs und exquisite Zutaten scheinen das Geheimnis zu sein. Als Beispiel diene die Beschreibung der Capricciosa: pomodoro pelato bio di Casa Marazzo, fior di latte di Agerola, funghi cardoncelli, salame irpino, carciofi arrostiti, Parmigiano Reggiano DOP 24 mesi, olio evo DOP Colline Salernitane Diesis Torretta. Danach ist man auf ewig von den in unserem Umfeld angebotenen und sich Pizza nennenden Produkten entfremdet.

Ein weiteres Highlight war die gar nicht so einfach zu findende Osteria della Mattonella. Der von außen einsehbare Speiseraum ist winzig und war schon voll, als wir gegen ein Uhr mittags ankamen, aber der Wirt führte uns durch die Küche und eine Treppe hinunter in einen zweiten Raum. Schon das Antipasto mit saisonalen Gemüsen (Bild ganz oben) machte uns mit einem leicht bitter schmeckenden grünen Gemüse bekannt, das uns der Kellner als Brokkoli zu erklären versuchte. Es handelte sich allerdings  um Friarielli, Stängelkohl, der in Rom auch Broccoletti genannt wird. Als Hauptgang also Bratwurst mit Grünkohl:

Dabei wollen wir es erst einmal belassen, obwohl die hervorragenden Fischgerichte im Castel Nuovo, unweit der Metrostation Municipio auch eine ausführliche Würdigung verdient hätten.

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