Vanvitellis Meisterstück

Wer den an die Reggia anschließenden Park betritt, erstaunt über die Anlage, die zu einem künstlichen Wasserfall hin stetig ansteigt. Wenn man ihn erreicht hat, sind um die drei Kilometer zurückgelegt. . Für die Anstrengung wird man belohnt durch einige barock gestaltete Brunnen, die sich in streng rechteckige Becken ergießen, deren Wasser dann den nächsten Brunnen speist. Die meist der antiken Mythologie entsprungenen jeweiligen Brunnenfiguren begleiten die Besucher nach oben: Ceres, Äolus, Delphine (s.o.).

Die beiden letzten Brunnen vor dem Wasserfall sind die eindrucksvollsten, zuerst die Darstellung des traurigen Endes der Liebesbeziehung zwischen Venus und Adonis, wo ein eifer- und rachsüchtiger Mars in Ebergestalt im Begriffe ist, Adonis zu töten. Ein wirkliches Kunstwerk, in dem Gefühle der handelnden und bewegten Figuren ebenso wie ihr Zusammenspiel zu Ausdruck und Wirkung kommen. Gewissermaßen den Übergang in die Natur bietet weiter oben dann die skulpturale Gestaltung des in einen Hirsch verwandelten Aktäon, der dafür büßen muss, dass er Diana im Bad beobachtet hat; seine eigenen Hunde zerfleischen ihn. Hier oben wurde nach Nordosten hin der Park um einen englischen Landschaftsgarten erweitert. Es war der Wunsch von Königin Maria Karolina, die wohl der streng geometrischen – wenn auch durch die barocken Brunnenskulpturen durchbrochenen – Gartenarchitektur Luigi Vanvitellis etwas mehr ungezügelte Natur hinzufügen wollte. 1782 hat ihr Vanvitelli junior den Wunsch erfüllt. In dem sanft hügeligen Gelände finden sich Libanon-Zedern und die seltenen Kampferbäume. 1880 wurden hier die ersten aus Japan stammenden Kamelien angepflanzt.
Wie konnte im späten 18. Jahrhundert die gesamte, riesige Anlage vom Schloss bis zur Kaskade mit dem enormen Bedarf an Wasser betrieben werden? J.W. von Goethe, der während seines längeren Neapelaufenthalts in Caserta den im königlischen Dienst stehenden Vedutenmaler Hackert aus Prenzlau besuchte, weiß in seiner Italienischen Reise die Antwort: „Da führt nun ein Aquädukt einen ganzen Strom heran, um Schloß und Gegend zu tränken, und die ganze Wassermasse kann, auf künstlich angelegte Felsen geworfen, zur herrlichsten Kaskade gebildet werden. Die Gartenanlagen sind schön und gehören recht in eine Gegend, welche ganz Garten ist“. Es handelt sich um den 42 Kilometer langen, für den Bedarf der vielen Brunnen und Bassins gebauten Acquedetto Carolino, der Wasser aus den Quellen der Umgebung in die Gartenanlage in Caserta leitete.Die Bahntrasse von Caserta nach Benevento führt an dem Bauwerk Vanvitellis vorbei.



 

 

 

 

 

 

 

Unser Schnappschuss aus dem Zugabteil ! Ein handwerklich besseres Foto findet sich hier.

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