Flucht und Vertreibung

Eröffnet wurde das Dokumentationszentrum „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ 2021 gleich beim Anhalter Bahnhof. Es ist untergebracht in einem Gebäude, das früher „Haus der Ostdeutschen Heimat“ hieß. 1974 wurde ein Flügel in „Deutschlandhaus“ umbenannt und von 2013 bis 2020 saniert.

Die Exponate sind auf zwei Stockwerke verteilt: Im Erdgeschoss wird das Thema Zwangsmigration als weltweites Geschehen dargestellt. Hier zwei Beispiele:

 Im Zaatari (Jordanien), einem der größten Flüchtlingslager der Welt, 6 km südlich der syrischen Grenze gelegen, bezahlt man Lebensmittel mit einem Blick in den Iris-Scanner. Hier leben heute etwa 80 000 syrische Flüchtlinge. Jede Familie muss ihre biometrischen Daten hinterlegen. Das System wird hier getestet und soll später europaweit eingesetzt werden. Der Kassenzettel enthält die Bezeichnung EyePay.

Dass schon 2014, nach der Annexion der Krim durch Russland, gewaltige Flüchtlingsströme in der Ukraine unterwegs waren, zeigt die folgende Karte.

Über eine wuchtige Treppe erreicht man das Obergeschoss. Dort werden Flucht und Zwangsumsiedlung während und nach dem Zweiten Weltkrieg veranschaulicht. Man sieht primitive Transportmittel,  Gebrauchs-gegenstände, Fotos, Tagebücher, Kinderspielzeug, von vertriebenen Familien zur Verfügung gestellt. In den begleitenden Texten wird mehrfach betont, dass Flucht und Vertreibung von etwa 12 Millionen Deutschen als Folge des verbrecherischen Eroberung- und Rassenkriegs der Nationalsozialisten einzuordnen sind.

Auch die Polen, die den heutigen Westteil der Ukraine bewohnten, wurden zwangsumgesiedelt. Sie waren Leidtragende der von Stalin geforderten Westverschiebung der Sowjetunion und wurden in die von den Deutschen zwangsweise geräumten Gebiete östlich der Oder, vor allem nach (Ober-) Schlesien geschickt. Die staatliche Propaganda nannte das eine Rückkehr ins Land der Väter und versprach allgemeinen Wohlstand.

Für die besonders interessierten Besucher bietet das Museum eine Präsenzbibliothek sowie die Möglichkeit, computergestützte Ahnenforschung zu betreiben. An einem Terminal kann man die eigene oder die familiäre Fluchtgeschichte niederschreiben. Ein Schaubild zeigt dann die Fluchtwege aus aller Welt auf.

 

 

 

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